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Manon
Wertenbroek
Colamine, Winterthur — © 2019, Manon Wertenbroek
Colamine, Winterthur — © 2019, Manon Wertenbroek
Colamine, Winterthur — © 2019, Manon Wertenbroek
Colamine, Winterthur — © 2019, Manon Wertenbroek
Colamine, Winterthur — © 2019, Manon Wertenbroek

Colamine, Winterthur

Product Placement

Product Placement, group show, Coalmine, Winterthur, Switzerland
18.01.2019 — 06.04.2019
Curated by Alexandra Blättler

German text by Alexandra Blättler

Täglich bege­gnen wir Bildern, die ein kon­kretes Ziel ver­fol­gen: Sie bewer­ben und ästhe­ti­sie­ren ein Objekt, beein­flus­sen bewusst oder unbe­wusst den Betrachtenden. Die ers­ten bei­den Ausstellungen 2019 wid­men sich unter dem Titel «Product Placement. Eine Ausstellung zum Bild zwi­schen Produktfotografie, Influencing und Kunst» und «Comfortable Gestures» jenen foto­gra­fi­schen Bildern, die sich in einem Zwischenraum bewe­gen. Die Ausstellerinnen und Aussteller ver­fol­gen neben ihrer künst­le­risch-unabhän­gi­gen Arbeit nicht sel­ten auch eine kom­mer­zielle Werbefotografie. 2004 zeigte das Fotomuseum Winterthur die Ausstellung Im Rausch der Dinge. Sie zele­brierte das 20. Jahrhundert als u.a. das Jahrhundert der Gegenstände. Die Kreation schö­ner, ein­fa­cher, ele­men­ta­rer, bana­ler, wich­ti­ger und edler Dinge und die Darstellung eben­die­ser stand im Zentrum. Sie zeich­nete den Weg der Dinge im 20. Jahrhundert nach, der vom hap­ti­schen Objekt zum imma­te­riel­len Image eines Dings reichte; vom Entwurf eines Gegenstandes, über seine Produktion, sei­nen Gebrauch im Alltag und in der Fantasie, bis zum Verkommen als Abfall, als Trash. Die für die COALMINE ent­wi­ckelte Ausstellung nimmt die­sen Ansatz rund 15 Jahre spä­ter wie­der auf, nach­dem die Dingfotografie durch Smartphone und Social Media eine radi­kale Prägung erfah­ren hat. 

PRODUCT PLACEMENT

In einer Kooperation zei­gen Noha Mokhtar und Gregor Huber eine Auswahl von Siebdrucken aus der Serie American Standard. Die Bildsprache lässt erah­nen, dass sie sich exis­tie­ren­dem Bildmaterial bedie­nen, das sie einer ame­ri­ka­ni­schen online-Verkaufsplattform, die unter­schied­lichste Produkte/​Dinge einem poten­tiel­len Käufer anzu­prei­sen ver­sucht, ent­neh­men. Durch Technik, Grösse und Rahmung geben sie den mit einer bes­timm­ten Absicht, aber mehr schlecht als recht ges­chos­se­nen Bildern eine zweites Leben (plus neue Aura), genauso, wie es den rea­len Objekten im bes­ten Fall auch erge­hen sollte. Hinter jedem Gegenstand ver­birgt sich eine persön­liche Geschichte (für uns nur erahn­bar), was wie­de­rum ein wich­ti­ger sozio­lo­gi­scher Ausgangspunkt für die Arbeit der bei­den dars­tellt.
Die Arbeit von Matthias Gabi zeich­net sich durch eine prä­zise, bis ins Detail genau ins­ze­nierte Reflexion über das foto­gra­fische Bild aus: seit Jahren arbei­tet er zu den Bedingungen der Bildproduktion, Bildzirkulation und Wissensvermittlung. Dies geht von den Anfängen der foto­gra­fi­schen Reproduktion über die grosse Zeit der Bildbände und Illustrierten bis heute, wo sich ein Printerzeugnis gewollt oder unge­wollt immer als Gegensatz zum Digitalen, online Verfügbaren defi­niert. In sei­ner zwei­ten Serie Objets stellt sich der Künstler die Frage nach der Dreidimensionalität von Objekten und deren Reduziertheit oder Potential im fla­chen“ foto­gra­fi­schen Bild. Wenn wir Bilder betrach­ten, bes­teht unser ers­ter Reflex darin, sie nach dem zu klas­si­fi­zie­ren, was wir bereits wis­sen, sie mit ver­trau­ten Bildern zu ver­glei­chen. Selten oder ungern set­zen wir uns unge­niert einer Situation des Undefinierten aus.
Dominik Hodels Arbeit dreht sich seit je her um die Zirkulation von Bildern und der Medialisierung im Alltag. Heute mehr denn je navi­giert ein Objekt/​Subjekt zwi­schen Werbescreen, Plakatwand, Magazincover, social media Plattform und Fassadenbanner, um nur ein paar wenige Orte zu benen­nen. Hier lässt sich eine Kapitalisierung nach­zeich­nen, die über digi­tale Bilderproduktion- und Konsumation übe­rhaupt erst möglich wurde. In sei­ner für die Ausstellung ent­wi­ckel­ten Publikation verhan­delt Hodel gekonnt Themen wie z.B. mediale Intimität oder das Abbild als Vorbild. In dem Moment, wo das foto­gra­fiert Objekt uns sel­ber die Kamera ent­ge­gen hält, schliesst sich der Kreis und wir wer­den uns unse­rer eige­nen Objekthaftigkeit bewusst.
Marc Asekhames Portraits zei­gen kaum merk­lich zwei sich leicht unter­schei­dende Fotografien, die wäh­rend eines Shootings im Bereich Fashion Design ents­tan­den sind. Nur wer genau hin­schaut, erkennt den fei­nen Unterschied — eine Sequenz aus einem Moment von genaues­ter Inszenierung und Lichtführung, wobei viel­mehr eine Aura oder Stimmung bewor­ben wird, als ein klar zu iden­ti­fi­zie­rendes Objekt.
Jiajia Zhang beo­bach­tet u.a. mit­tels Fotografie den Alltag im städ­ti­schen sowie im pri­va­ten Raum. Sie inter­es­siert sich für Texturen, Formen und Objekte und bringt diese in einer losen Narration zusam­men. So tref­fen z.B. vor­ge­fun­dene Situationen auf kons­truierte Realitäten, ohne dabei dem Betrachter eine klare Lesart vor­ge­ben zu wol­len. Die hier prä­sen­tier­ten Fotografien ents­tan­den so z.B. in einem Fashion Store oder aber in einem Bankgebäude und zitie­ren die Sprache der Schnappschuss-Ästhetik. Durch das Zusammentragen immer wie­der ähn­li­cher Gegenstände oder Blickwinkel legt die Künstlerin sozu­sa­gen ein Typologie an.
Manon Wertenbroek prä­sen­tierte vor rund zwei Jahren in einer Einzelausstellung der Coalmine Hochglanzfotografien, die mit­tels Spiegelpapier und Computerbildschirm-Licht ges­chaf­fen wur­den. Für die Ausstellung ent­wi­ckelte sie zwei auf Latex gedruckte Bildwelten, die auf einen kom­mer­ziel­len Auftrag von Swiss Textiles zurück gehen. So las­sen sich dur­chaus abs­tra­hierte Faltungen und Oberflächen erken­nen, die wie­de­rum durch das gewählte Material, des­sen Bearbeitung und die spe­zi­fische Hängung das urs­prün­glich Objekthafte unters­trei­chen.

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